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Foto: Bosch

Gespür ist ein nicht zu unterschätzender Faktor beim Autofahren. Wie ist der Straßenzustand, wie griffig oder rutschig die Fahrbahn? Das zu spüren oder ein Gefühl dafür zu entwickeln, verhilft Autofahrern zu einer angemessenen und sicheren Fahrweise. Rennfahrer haben dafür übrigens den Begriff des Popometers geprägt. Sie meinen damit die hintere Körpermitte, mit der sie im Fahrersitz sitzen und während der Fahrt die Fahrbahnbeschaffenheit erspüren. Auch automatisierte Fahrzeuge benötigen unbedingt Informationen zu den Straßenbedingungen. Nachteil jedoch: Ihnen fehlt das Gespür dafür – bis jetzt. Denn Bosch hat das Popometer fürs automatisierte Fahren entwickelt. „Regen, Schnee, Eis – mit unseren vorausschauenden Straßenzustands-Services melden wir Gefahren, lange bevor es zu einer kritischen Situation kommt“, sagt Dr. Dirk Hoheisel, Mitglied der Geschäftsführung der Robert Bosch GmbH. „Dafür nutzen wir Wetterdaten unseres Partners Foreca. Ein automatisiertes Fahrzeug weiß so ganz genau, wo und wie es selbstständig fahren kann.“

„Mit unseren vorausschauenden Straßenzustands-Services melden wir Gefahren, lange bevor es zu einer kritischen Situation kommt.“ 
Dr. Dirk Hoheisel 
Foreca ist einer der weltweit führenden Anbieter von Wetterinformationen mit zwei Jahrzehnten an Erfahrung in der Vorhersage von Straßenwetter. „Die Kombination der Kompetenzen von Foreca und Bosch wird zu einer neuen Ära der Straßenzustandsprognosen führen. Im Gegensatz zu Wettervorhersagen in den Medien berücksichtigen die Straßenzustands-Services von Bosch mehrere mögliche Prognoseszenarien“, sagt Foreca-Verkaufsleiter Petri Marjava. Die Straßenzustands-Services steigern Sicherheit und Komfort beim Fahren. Zudem wird die Verfügbarkeit von automatisierten Fahrfunktionen erhöht. Der Bosch-Service soll 2020 zunächst auf Basis von Wetterdaten weltweit ausgerollt werden. Mit zunehmender Anzahl vernetzter Autos im Markt wird der Service um Fahrzeugdaten ergänzt.

Bis einschließlich des hochautomatisierten Fahrens nach SAE-Level 4 hängt es unter anderem vom Straßentyp, dem Geschwindigkeitsbereich und von den Umfeldbedingungen ab, ob ein Auto die Fahraufgabe übernehmen kann. Die Entscheidung darüber trifft ein automatisiertes Fahrzeug künftig auch auf Basis der vorausschauenden Straßenzustands-Services von Bosch. Dank deren Hilfe weiß das automatisierte Fahrzeug vorab, welche Umfeldbedingungen vorherrschen. Auf diese Weise kann es seine Fahrweise rechtzeitig anpassen, statt die Fahraufgabe schon bei geringer Beeinträchtigung der Straßenverhältnisse an den Menschen im Fahrersitz übergeben zu müssen. Führt die Fahrtstrecke zum Beispiel durch ein Regengebiet, wird das Auto rechtzeitig vorher die Geschwindigkeit auf ein Niveau anpassen, um die Gefahr von Aquaplaning auszuschließen und jederzeit ein sicheres Anhalten zu ermöglichen. Das sorgt in Fahrzeugen aller SAE-Automatisierungslevel für eine sichere, gleichmäßige und damit komfortable Fahrweise.

Für seine vorausschauenden Straßenzustands-Services setzt Bosch auf ein mehrstufiges Konzept. Bis zum geplanten Marktstart 2020 ist noch nicht mit einer ausreichenden Marktdurchdringung von vernetzten Fahrzeugen zu rechnen. Um allein die zirka 80 000 Autobahn-Kilometer in Europa abzudecken, werden nach Bosch-Schätzungen ungefähr 20 Millionen vernetzte Pkw benötigt. Deshalb bleiben Vorhersagen des Straßenwetters – vor allem auch in ländlichen, weniger stark befahrenen Regionen – zunächst die einzig verlässliche Informationsquelle, um solide Rückschlüsse auf die Straßenbedingungen zu ziehen. Foreca versorgt Bosch dafür mit weltweiten, ständig aktualisierten Straßenwetterdaten. Bosch hat Foreca aus einer Reihe von Wetterdaten-Anbietern ausgewählt. Die finnischen Experten haben sich weltweit als der Anbieter mit den genauesten Straßenwetterdaten erwiesen. Je präziser kritische Bedingungen vorhergesagt und lokal eingegrenzt werden können, desto besser lässt sich auch die Verfügbarkeit automatisierter Fahrfunktionen maximieren. Dank einer weltweiten Referenzmessflotte und maschinellen Lernverfahren haben Bosch und Foreca gemeinsam die Straßenwetter-Modelle hinsichtlich Sicherheit und Verfügbarkeit optimieren können. Dadurch erreichen sie einen Sicherheitsstandard, der für sicherheitskritische Systeme wie automatisiertes Fahren notwendig sein wird.

ESP-Eingriffe erlauben die Bestimmung des Reibwerts

Mit ausreichender Anzahl vernetzter Fahrzeuge auf den Straßen, wird Bosch die vorausschauenden Straßenzustands-Services um Fahrzeugdaten ergänzen. Dazu gehören Informationen, die auf dem CAN-Bus, also dem zentralen Datennetzwerk des Fahrzeugs liegen: Welche Innen- und Außentemperatur misst das Auto? Sind die Scheibenwischer aktiviert? Die Vernetzung macht es möglich, dass diese Informationen nicht ungenutzt im Fahrzeug verbleiben, sondern über das Back-End des jeweiligen Herstellers in die Bosch-Cloud gelangen. Ferner wertet Bosch die Regeleingriffe des Schleuderschutzes ESP aus. Mit mathematischen Verfahren können die Ingenieure radindividuell den Reibwert der Fahrbahnoberfläche und ihren Zustand ermitteln. Alle Daten miteinander kombiniert und intelligent ausgewertet, ergeben einen smarten Bosch-Service – und das gute Gefühl, sicher unterwegs zu sein.

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