Home > Industrie 4.0 > Deutsches Industrial-IoT auf dem Vormarsch

Weltweit findet sich die traditionelle Industrie in einem Umbruch wieder, vorangetreibt und beschleunigt von technologischen Entwicklungen wie künstlicher Intelligenz, Robotern oder autonome Transport-und Flugobjekten. Deutsche Unternehmen sehen das Potenzial der beschriebenen Industrial-IoT-Lösungen, damit auch sie künftige und gegenwärtige Herausforderungen nachkommen können. Die Wettbewerbssitution wird vom Druck neuester Produktionsflexibilität, Gesamtanlageneffektivität, schnellere Reaktionsflexibilität sowie Kostenreduktionen vorangetrieben. Doch dadurch, Industrie 4.0 und Industrial-IoT, ergeben sich für die deutsche Industrie vielseitige Chancen. Nach der Mechanisierung (Industrie 1.0), der Einführung der Massenproduktion (Industrie 2.0) und der Automatisierung (Industrie 3.0) spricht man nun von einer „vierten Industriellen Revolution“. Vor diesem Hintergrund wird Industrial-
IoT als ein wesentlicher Treiber für den Erhalt und Ausbau der Konkurrenzfähigkeit Deutschlands angesehen.

Der deutsche Industrial-IoT-Markt wird sich in den nächsten fünf Jahren mehr als verdoppeln auf circa 16,8 Milliarden Euro Umsatz im Jahr 2022. Dies zeigt die in Köln vorgestellte Studie „Der deutsche Industrial-IoT-Markt 2017-2022. Zahlen und Fakten“ vom eco – Verband der Internetwirtschaft e. V. und Arthur D. Little. Das entspricht einem zukünftigen Wachstum von rund 19 Prozent pro Jahr.

Das heute bereits größte Marktsegment, die Automobilwirtschaft, wächst dabei mit 20,2 Prozent am schnellsten. Ein starkes Wachstum mit 18,9 Prozent pro Jahr gibt es auch im Maschinen- und Anlagenbau. Beide Segmente machen gemeinsam über 50 Prozent des gesamten Industrial-IoT- Marktes in Deutschland aus. Insgesamt sieben Marktsegmente hat die Studie untersucht. „Industrial- IoT ist wesentlich für den Erhalt und den Ausbau der Wettbewerbsfähigkeit deutscher Unternehmen auf den Weltmärkten“, sagt eco Geschäftsführer Harald A. Summa. „Die sieben in der Studie betrachteten Industrien entfalten enorme Potenziale, wenn sie ihre Stärken mit denen der Internetwirtschaft verbinden.“

Im internationalen Vergleich ist der deutsche Markt für Industrial-IoT laut der Studie hoch entwickelt. Deutschland zählt mit seiner breiten und innovativen Industriestruktur und der hohen Roboterdichte zu den größten Industrie 4.0-Märkten der Welt. Wachstumstreiber für die nächsten Jahre ist vor allem die voranschreitende Digitalisierung von derzeit analogen Produktions- und Lieferprozessen. „Die Digitalisierung der Industrie und des Mittelstands ist in der Umbruchphase unbequem und in vielen Bereichen schmerzhaft. Industrial-IoT erfordert ein Neudenken der zentralen Wertschöpfungsprozesse oder gar des gesamten Geschäftsmodells. Langfristig sichern diese Maßnahmen aber die Position der deutschen Industrie im globalen Wettbewerb“, sagt Lars Riegel, Principal Arthur D. Little GmbH.

Ein Parameter für den Fortschritt von Industrial-IoT ist die Anzahl der eingesetzten Industrieroboter. Deutschland ist neben den asiatischen Industrienationen dabei führend. Während die Roboterdichte pro Industriebeschäftigten weltweit bei circa 70 pro 10.000 Beschäftigten liegt, ist Deutschland mit rund 300 Robotern pro 10.000 Beschäftigten unter den Top 5 Nationen weltweit. Doch kann die Vielzahl
an IT- und Automatisierungslösungen und die andauernde Transformation hin zu IP-Standards angebotsseitig von deutschen Unternehmen befriedigt werden?
 Obwohl es eine große Auswahl an Industrial- IoT-Teillösungen gibt, die sich jeweils nur auf bestimmte Herausforderungen konzentrieren, stehen potenzielle Anwender heute nur einer sehr begrenzten Anzahl an ganzheitlichen Vorzeigeprojekten gegenüber.

Die Studie hat die sechs wichtigsten Markttrends untersucht: Mit Industrial-IoT-Lösungen erhöhen Unternehmen beispielsweise ihre Flexibilität bis zur Auslieferung und machen sich mit as a Service- Geschäftsmodellen fit für die Zukunft. „Unternehmen wünschen sich individuell zugeschnittene Lösungen mit niedrigem Investitionsbedarf. Anbieter müssen dafür eine klare Strategie in Bezug auf Portfolio-Tiefe und Kooperation mit geeigneten Partnern festlegen“, sagt Riegel.

Die Zusammenarbeit mit anderen Unternehmen ist dabei erfolgsentscheidend, zeigt die Studie: Industrial-IoT-Lösungen setzen sich aus rund 30 Kompetenzen zusammen. „Kein Unternehmen ist in der Lage, die gesamte Wertschöpfungskette alleine abzudecken. Bei Industrial-IoT handelt es sich um ein Ökosystem-Geschäftsmodell“, sagt Harald Summa. „Industrieübergreifende Kooperationen sind daher eine Grundvoraussetzung, um für Kunden relevante Services anbieten zu können. Es bedarf einer neuen Orientierung der Unternehmen, die vor allem für Kooperationen entlang der Wertschöpfungskette offen sein müssen“, so Summa weiter.

Ein gutes Beispiel für den Einsatz von Industrial-IoT- Anwendungen ist die Siemens AG, der es in einem eigenen Elektronikwerk in Amberg gelungen ist, 75 Prozent des Produktionsprozesses zu digitalisieren und zu automatisieren. Dabei wurde durch Virtualisierung, Simulation und IoT-Technologie eine extrem flexible Produktion ermöglicht. Als Kernkonzept fungiert hierbei die Integration von Geräte- und Sensordaten mit Big Data, Analytics und anderen Unternehmensanwendungen, um die Vorteile von integrierten industriellen IoT-Anwendungen zu realisieren. Fraglich ist hier jedoch der soziale Faktor: Entlässt Siemens auf Grund solcher Prozesse tausende Mitarbeiter weltweit? Doch nicht nur dort stoßen Industrial-IoT-Lösungen auf Widerstände und Hindernisse, welche sowohl auf Anbieter- als auch auf Nutzerseite zu finden sind. Für ein klares Marktverständnis müssen aus diesem Grund Angebot und Nachfrage von Industrial-IoT-Lösungen im gleichen Maße betrachtet werden.

Eco und Arthur D. Little haben über 30 Kompetenzen identifiziert, die sich über alle sieben Segmente des Marktes entlang der Wertschöpfungskette verteilen.
Diese müssen Anbieter mitbringen, um einen Großteil der Industrial-IoT-Lösungen und vor allem ganzheitliche Konzepte anbieten zu können. Durch einen Zusammenschluss über verschiedene Industrien hinweg kann es gelingen, relevante Kompetenzen entlang der Wertschöpfungskette und somit ein breites Angebot an Anwendungen abzudecken.

Grundvoraussetzung für diese Entwicklung ist also der sichere Austausch der von den Teilnehmern der Ökosysteme geteilten Datenmengen. Daher bedarf es vollumfänglicher Security-Konzepte, um auftretende Sicherheitslücken im Kommunikationssystem zu vermeiden sowie Fernzugriffe auf das Produktionssystem zu kontrollieren.

Wie der Trend der Industrial-IoT-Lösungen tatsächlich entwickeln werden, bleibt abzuwarten; Zumal wichtige Konkurrenten wie China und die USA ebenfalls oft einen Schritt voraus sind.

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