Home > Industrie 4.0 > Blockchain soll Logistik revolutionieren

DHL hat gemeinsam mit Accenture, einem führenden globalen Technologieberater, einen Trend Report über die Blockchain-Technologie herausgegeben. Der Bericht untersucht, welche Möglichkeiten die Technologie für die Transformation der Logistikbranche bietet. Globale Lieferketten sind bekanntlich sehr komplex: viele verschiedene Beteiligte mit unterschiedlichen Interessen und zahlreichen Dienstleistungen. Blockchain ist genau für solche komplexen Prozesse ausgelegt. Der Bericht beinhaltet auch erste Ergebnisse für einen von DHL und Accenture entwickelten Prototyp, der Arzneimittel vom Ursprungsort bis zum Verbraucher verfolgt und Manipulationen und Fehlern vorbeugt.

"Experimente mit Blockchain im Finanzbereich sind schon gut bekannt. Wir glauben aber, dass die neue Technologie die Logistik wirklich revolutionieren kann", sagt Matthias Heutger, Senior Vice President von DHL Customer Solutions & Innovation. "Für die Umsetzung produktiver Lösungen sind jedoch weitere technische Entwicklungen und, vor allem, die Zusammenarbeit zwischen allen Beteiligten erforderlich."

Blockchain ist ein neues Datenbanksystem, das Daten und Transaktionen in der Lieferkette speichert, aufzeichnet und authentifiziert. Produkte werden mit einmaligen Identifiern versehen, mit denen der gesamte Weg des Produkts bis hin zum Endkunden erfasst wird. Stakeholder können diese Informationen in Echtzeit auswerten und sofort feststellen, ob versucht wurde, Datensätze zu manipulieren, zu ändern oder zu löschen.

"Ein besonders interessantes Potenzial für Blockchain sehen wir bei Arzneimitteln. Deshalb haben wir den Fokus unseres Proof of Concept mit Accenture auf die Life Sciences and Healthcare Branche gelegt", erläutert Keith Turner, CIO des Chief Development Office bei DHL Supply Chain. "Blockchain-Einträge sind unwiderlegbar. Durch die Nutzung der Technologie können wir große Fortschritte machen, Manipulationen zu erkennen, das Fälschungsrisiko zu reduzieren und tatsächlich auch Leben zu retten."

Laut Interpol verursachen gefälschte Arzneimittel jedes Jahr eine Million Todesfälle. Schätzungen zufolge sind bis zu 30 Prozent aller in den Schwellenländern verkauften Pharmaerzeugnisse gefälscht. Auf Basis der Blockchain-Technologie haben DHL und Accenture einen Prototyp für die Serialisierung mit Netzknoten in sechs Regionen entwickelt, mit dem sie Arzneimittel über die gesamte Lieferkette hinweg verfolgen können. Das Register für die Verfolgung der Medikamente kann von allen Beteiligten genutzt werden. Dazu gehören Hersteller, Lagerhäuser, Vertriebspartner, Apotheken, Krankenhäuser und Ärzte. Laborsimulationen zeigen, wie Blockchain über sieben Milliarden einmalige Seriennummern und 1.500 Transaktionen pro Sekunde bearbeiten könnte.

"Wir haben eng mit DHL zusammengearbeitet, um zu verstehen und zu dokumentieren, welche Auswirkungen Blockchain zukünftig auf die Lieferketten haben wird", sagt Andreas Baier, der bei Accenture für die Reise- und Transportbranche verantwortlich und Kunden-Teamleiter für DHL ist. "Durch die Nutzung eines gemeinsamen, unauslöschlichen und sicheren Transaktionsregisters kann die Branche für die gesamte Lieferkette von der Herstellung bis zum Patienten viel höhere Sicherheitsstandards erzielen - und das zu deutlich günstigeren Kosten. Das ist nur eine von mehreren Möglichkeiten, mit Blockchain Geschäftsprozesse umzustrukturieren und gleichzeitig Kosten und Komplexität zu reduzieren."

Die Blockchain-Technologie kann die Effizienz und Zuverlässigkeit von Lieferketten in allen Branchen dramatisch verbessern. Die International Data Corporation (IDC) geht davon aus, dass die weltweiten Ausgaben für Blockchain-Lösungen 2018 voraussichtlich 2,1 Milliarden US-Dollar erreichen, mehr als das Doppelte der im Jahr 2017 aufgewendeten 945 Millionen US-Dollar. Im Jahr 2021 sollen die Ausgaben bis auf 9,7 Milliarden US-Dollar steigen.

Der Prototyp für Arzneimittel von DHL und Accenture ist nur einer von vielen Anwendungsfällen, über die der Trend Report berichtet. Blockchain könnte auch für das Asset Management eingesetzt werden, für mehr Transparenz und eine bessere Verfolgbarkeit sowie zur Automatisierung kaufmännischer Prozesse mit "Smart Contracts", die die Leistung von Verträgen ohne Drittparteien vereinfachen und überprüfen. Das Potenzial für Blockchain in der Logistik ist sehr groß. Bevor jedoch von Konzepten und Pilotanwendungen zum Einsatz praktikabler Lösungen übergegangen werden kann, muss die Technologie noch weiter entwickelt werden, müssen organisatorische Änderungen durchgeführt werden und alle Beteiligten zur Zusammenarbeit bereit sein. Der Erfolg ist davon abhängig, dass alle Parteien an einem Strang ziehen, veraltete Prozesse modernisieren und gemeinsam neue Wege für wertschöpfende Tätigkeiten in der Logistik beschreiten.

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