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Der Erlös der Telekommunikationsanbieter wird in diesem Jahr ähnlich hoch ausfallen wie in 2017. Lag der Gesamtumsatz mit TK-Diensten in Deutschland im vergangenen Jahr bei 59,3 Milliarden Euro, werden es 2018 voraussichtlich 59,4 Milliarden Euro sein.
Dabei wird der Kabelmarkt weiter wachsen (+3,6 % auf 5,7 Milliarden Euro), bei der Telekom (-0,5 % auf 21,8 Milliarden Euro) und den Wettbewerbern (31,9 Milliarden Euro) bleiben die Gesamtumsätze nahezu konstant. Ähnliches gilt für den Umsatz im Mobilfunkmarkt, der rund 26,6 Milliarden (2017: 26,5 Milliarden Euro) umfassen wird – 18,6 Milliarden Euro (im Vorjahresvergleich +1,1 Prozent) entfallen auf die Wettbewerber und 8,0 Milliarden Euro auf die Telekom (-0,1 Prozent). Zum ersten Mal macht der Umsatz mit Datenverkehr mit 53 Prozent (14,1 Milliarden Euro) mehr als die Hälfte des Mobilfunkumsatzes aus. Das sind Ergebnisse der 20. gemeinsamen TK-Marktstudie, die DIALOG CONSULT und VATM heute in Berlin vorgestellt haben.
„Drei gegenläufige Trends bewirken den nahezu gleichen Gesamtumsatz wie im Vorjahr: 1. Ein anhaltender Wettbewerb führt zu Preissenkungen für den Endverbraucher. 2. Die Anschlusszahlen steigen bei höheren Bandbreiten und die übertragenen Datenvolumina nehmen zu. 3. Steigerungen bei der Nutzung von Datendiensten können preislich nicht immer komplett an die Kunden weitergegeben werden. Oder anders gesagt: Der Kunde bekommt mehr Leistung für sein Geld“, sagte Studienautor Prof. Dr. Torsten J. Gerpott, wissenschaftlicher Beirat der Unternehmensberatung DIALOG CONSULT und Inhaber des Lehrstuhls für TK-Wirtschaft an der Universität Duisburg-Essen. Während die durchschnittlichen Umsätze pro Mobilfunk-SIM in 1998 bei 57,26 Euro lagen, betragen sie heute nur noch 16,68 Euro. Für 2019 erwartet Prof. Gerpott im Mobilfunk erneut einen leichten Preisrückgang.
Im Festnetzmarkt werden die Unternehmen wie im Vorjahr 32,8 Milliarden Euro umsetzen – 13,8 Milliarden Euro davon entfallen wie 2017 auf die Telekom, die Wettbewerber verbuchen dieses Jahr 13,3 Milliarden Euro (2017: 13,5 Milliarden Euro/-1,5 Prozent). Bei den Kabelnetzbetreibern setzt sich das Wachstum fort. Einen großen Beitrag zum Festnetzumsatz der Telekom leisten die Einnahmen durch Vorleistungsprodukte, die die Wettbewerber beim Ex-Monopolisten einkaufen (Abb. 13). „Vor allem infolge der zweiten Vectoring-Entscheidung der Bundesnetzagentur müssen viele Wettbewerber verstärkt auf Bitstrom-Vorleistungen zurückgreifen. Das hat die Abhängigkeit der alternativen Festnetzanbieter von Telekom Deutschland in den letzten Jahren deutlich erhöht“, erläutert Prof. Gerpott. Bei Zugängen auf Basis eines virtuellen Bitstrom-Zugangs fließen pro Euro Umsatz direkt 70 Cent an die Telekom Deutschland.
Trotz teils stagnierender Umsätze erreichen die Investitionen in Sachanlagen laut Studie dieses Jahr rund 8,3 Milliarden Euro – und damit den höchsten Wert seit dem Jahr 2001. Das sind rund 0,1 Milliarde Euro mehr als in 2017. Seit der Marktliberalisierung haben die Wettbewerber rund 78 Milliarden Euro investiert, die Telekom 73 Milliarden Euro.
Erstmals eine Million FTTB/H-Kunden
Die Zahl der Festnetz-Breitbandanschlüsse steigt in diesem Jahr erneut: Sie nimmt um rund 1,1 Million auf 34,3 Millionen zu (+3,3 Prozent) (Abb. 10). Etwa 3,4 Millionen Haushalte (+ 520.000) werden Ende 2018 an Glasfasernetze bis ins Gebäude/bis in die Wohnung (FTTB/FTTH) angeschlossen sein – 18 Prozent mehr als im Vorjahr. Die Zahl der Haushalte, die diesen Anschluss auch buchen, legt insgesamt im Vergleich zum Vorjahr um fast ein Viertel auf erstmals über eine Million zu. Neun von zehn Haushalten, die Ende 2018 einem FTTB/H-Anschluss nutzen, beziehen diesen nicht von der Telekom, sondern von einem alternativen Carrier. Die Wettbewerber bauen drei Viertel der Glasfaseranschlüsse bis zum Gebäude (FTTB) oder in die Wohnung (FTTH) in Deutschland. „Während die Wettbewerbsunternehmen bei FTTB/H eine Take-Up-Rate von mehr als 35 Prozent erreichen, liegt diese bei der Telekom Deutschland nur bei etwa 13 Prozent“, so TK-Experte Prof. Gerpott: „Die Wettbewerbsunternehmen haben mehr echte Glasfaser-Kunden als die Telekom hier FTTB/H-Anschlüsse besitzt.“
Die Kunden wollen mehr Geschwindigkeit. Der Anteil der nachgefragten Festnetzanschlüsse mit mindestens 50 Mbit/s Downstream-Bandbreite wird 2018 auf ein Drittel zulegen – rund ein Fünftel mehr als noch im Vorjahr. Der Datenhunger in Deutschland nimmt weiter rasant zu: Über mobile Anschlüsse werden in diesem Jahr 2,5 Milliarden Gigabyte in Mobilfunknetzen verschickt oder heruntergeladen – das bedeutet eine Steigerung um 86 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Im Festnetzübertragen die Nutzer 2018 rund 36,5 Milliarden Gigabyte – das bedeutet eine Steigerung von 12,3 Prozent. Beim Telefonieren setzt sich der seit 2014 bestehende Trend weiter fort: Es wird weniger gesprochen. In diesem Jahr sind es 896 Millionen Minuten täglich (-13 Millionen Minuten pro Tag). Im Festnetz sinkt die Zahl derGesprächsminuten deutlicher von 340 auf 325 Millionen pro Tag, im Mobilfunknetz um „nur“ drei Millionen Minuten auf 306 Millionen Minuten pro Tag. Software-basierte Telefonie-Anwendungen, wie u. a. Skype und WhatsApp, gewinnen insgesamt an Bedeutung (+2 Prozent; 265 Millionen Minuten täglich).
VATM fordert schnell Klarheit für Gigabit-Ausbau
VATM-Präsident Martin Witt bezog heute bei der Vorstellung der 20. TK-Marktstudie wie folgt Stellung: „Die Festnetz-Liberalisierung der vergangenen 20 Jahre ist eine echte Erfolgsstory – vor allem zugunsten der Endkunden. Das zeigt auch die Marktstudie.“ Nur ein funktionsfähiger Infrastruktur- und Dienstewettbewerb garantiere vielfältige Angebote, einen funktionierenden Verbraucherschutz, erschwingliche Preise, Innovationen und Investitionen sowie die Teilhabe an der fortschreitenden Digitalisierung. Die Telekom dominiere derzeit weiterhin den deutschen Festnetz-Markt. „Fast 75 Prozent aller Anschlüsse werden physikalisch auf dem Netz des Ex-Monopolisten bereitgestellt. Die Vectoring-Entscheidung zugunsten der Telekom hat die Abhängigkeit der Wettbewerber von Vorprodukten der Telekom erhöht.“ Die Politik dürfe nicht immer wieder den Fehler begehen, auf neue Monopole zu setzen.
„Der Koalitionsvertrag und der neue europäische Kodex EECC bieten gute Grundlagen. Jetzt müssen die Ziele der Bundesregierung mit dem EECC umgesetzt werden – mit weniger Bürokratie und mehr Wettbewerb“, unterstrich Witt. Der Plan der Bundesregierung für die Migration von Mega- zu Gigabit müsse Anfang 2019 stehen. „Wir brauchen neue, einfache und klare Spielregeln für alle“, so der VATM-Präsident. So müsse der diskriminierungsfreie Netzzugang – Open Access – sinnvoll gestaltet werden. Wenn Open-Access-Verhandlungen scheitern bzw. es ein nicht marktkonformes Verhalten gebe, müsse die Bundesnetzagentur weiterhin als Schiedsrichter eingreifen können – unter dem Motto „mehr Markt wagen, aber keinesfalls die Kontrolle verlieren“. Aufgrund der großen Bedeutung von 5G für die Digitalisierung müsse das Versteigerungsverfahren bis November überarbeitet sein. „Hier müssen wir eine starke Infrastruktur mit starkem Wettbewerb schaffen“, sagte Witt.
Drei Mal Gigabit-Voucher sind drei Mal besser als alte Förderung
Wichtige Verbesserungen müssten auch beim Bau und der Förderung vorgenommen werden. „Die Verwaltung in Ländern und Kommunen muss 2019 einheitliche Genehmigungsverfahren implementieren“, fordert der VATM-Präsident. Zudem spricht sich der Verband für die Einführung von Vouchern aus. Außerhalb der Ballungsgebiete und schon mit Gigabit versorgten Gebiete gäbe es für jeden Hausanschluss, aber auch jeden Gigabit-Vertrag einmalig 500 Euro sowie für Wohnungsanschlüsse im Haus je 150 Euro. „Die Einführung von Vouchern würde die Nachfrage steigern, den eigenwirtschaftlichen Ausbau deutlich beschleunigen und den verbleibenden Förderbedarf senken“, ist Witt überzeugt.
In vielen Städten starte jetzt der Glasfaserausbau oder stehe kurz bevor. „Hier wäre es ein wichtiges Signal, dass die Bundesregierung und die Bundesnetzagentur die Verpflichtung der Telekom zum Überbau mit alter Vectoring-Technologie in den Nahbereichen der Hauptverteiler beendet, wenn die Telekom die FTTB/H-Anschlüsse anderer Anbieter nutzt. Baut sie selbst FTTB/H statt Vectoring aus, ist die Telekom schon heute von der Vectoring-Ausbau-Verpflichtung befreit. Mit einer solchen Gleichstellung beim Glasfaserausbau helfen Politik und Regulierer all den Unternehmen, die wirklich Glasfaser bis zum Kunden ausbauen“, betont Witt: „Vor allem aber nutzt es auch den Telekom-Kunden, die so statt 100- Mbit/s-Vectoring echte Gigabit bekommen können. Das ist allemal besser, als die nächsten Jahre weiter Vectoring auszubauen. `Gemeinsam Gigabit schaffen´ bedeutet auch gemeinsam nutzen und nicht den Business Case in den Kommunen verschlechtern, in denen echte Glasfaser angeboten wird. Dieses wäre mit einem Federstrich möglich, denn die Telekom würde lediglich aus der bestehenden – und für das neue Ziel der Bundesregierung absolut kontraproduktiven –Ausbauverpflichtung entlassen.“
Für VATM-Präsident Witt steht fest: „Der Ausbau von 5G und dem Gigabit-Festnetz gehören zu dem komplexesten Vorhaben, die wir in den letzten Jahren auf den Weg bringen mussten. 2019 muss das Jahr der guten Ideen werden!“