Bernhard Mattes, Präsident des VDA (Quelle: VDA)
Rund 150 Experten diskutieren bei den New Mobility World Digitaltagen des Verbandes der Automobilindustrie (VDA) über Chancen der Zusammenarbeit zwischen Automobilindustrie, Tech-Branche und Startups. VDA-Präsident Bernhard Mattes sagte zum Auftakt der Veranstaltung: „Die Automobilindustrie ist mittendrin in einem Umbruch, wie wir ihn seit Jahrzehnten nicht erlebt haben. Wir sehen eine Vielzahl von Antriebsarten, vom Verbrenner bis zum Wasserstoffantrieb. Autos werden nicht mehr nur von Fahrern, sondern von Algorithmen gelenkt werden. Und wir werden uns bald jeden Tag neu entscheiden können, wie wir mobil sein wollen. Der Anspruch der Automobilindustrie ist klar: Wir wollen an der Spitze sein und dafür sorgen, dass Mobilitätstechnologie ‚Made in Germany‘ auch künftig die Maßstäbe setzt.“
Um diesen Wandel zu gestalten, geht die Automobilindustrie neue Partnerschaften ein – mit Startups und großen Playern der Tech-Branche. Bernhard Mattes: „Ein offener Dialog, vertrauensvolle Kooperation mit innovativen Partnern und Offenheit gegenüber Startup-Kultur – das sind neue, wichtige Elemente einer automobilen Lieferkette der Zukunft. Auch der VDA selbst ist in Bewegung. Wir haben uns für junge Unternehmen der Digitalwirtschaft geöffnet und dadurch auch neue Mitglieder gewonnen. Und wir haben eine Plattform für den Austausch zwischen Startups und den Automobilunternehmen geschaffen. Gerade unsere kleineren Zulieferer profitieren enorm von der Brücke, indem sie neue Partner finden.“
Die New Mobility World Digitaltage (NMW) sind ein weitere Forum des VDA, um den Austausch von Ideen auf allen Ebenen der Automobilindustrie und der Digitalwirtschaft zu forcieren. Die zweitägige Veranstaltung findet zum ersten Mal in Berlin statt.
Luigi Ardito, Director Government Affairs von Qualcomm, sagte bei seiner Keynote-Rede zur Eröffnung: „Das mobile Ökosystem umfasst heute auch das vernetzte Auto. Wir helfen allen Autoherstellern dabei, neueste Wireless- bzw. IT-Technologien in moderne vernetzte Autos zu integrieren. Vernetzung muss Schritt halten mit Automobilen, die ständig weiter entwickelt werden. Heutige Mobilfunknetze erreichen 4G, morgen wird es 5G sein. Die Herausforderung besteht darin, den Kunden Lösungen anzubieten, die sie heute fordern, und gleichzeitig schon für kommende Technologien vorbereitet zu sein.“
Dr. Tom Kirschbaum von door2door fasste die Roundtable-Diskussion zusammen: „Die Innovationsfreude und der Wille, etwas zu bewegen, sind bei Startups genauso wie bei Automobilkonzernen vorhanden. Was wir jetzt brauchen, sind konkrete Projekte, in denen das Zusammenspiel von Software und Hardware intelligent eingesetzt wird und Fortschritte im Bereich öffentliche Mobilität erzielt werden. Dazu gehören beispielsweise die Weiterentwicklung von On-Demand-Mobilitätsangeboten hin zum autonomen Fahren, der Einsatz künstlicher Intelligenz und die Entwicklung von Fahrzeugen, die die Umsetzung dieser Konzepte möglich machen. Die Grundlagen dafür haben wir – jetzt wird es Zeit, sie umzusetzen.“
„Die Bedürfnisse der Kunden haben sich im Laufe der Zeit weiterentwickelt. Auch heute disruptieren neue Geschäftsmodelle die traditionellen Märkte. Diese Einflüsse haben die Automobilindustrie verändert“, sagte Falk Bothe, Director Digital Transformation Office bei Volkswagen, zu Beginn des zweiten Tages der NMW Digitaltage. „Die großen Touchscreens, die wir jetzt in neuen Autos sehen, größer als das Lenkrad, sind nur ein visueller Indikator für diese Entwicklung. Die Menschen erwarten heute von ihren Autos nicht nur, von A nach B transportiert zu werden, sondern dass sie sich um alles kümmern, was dazwischen passiert. Wir haben erst angefangen zu erforschen, welche Dienste das Auto als Plattform oder Schnittstelle liefern kann. Um die Bedürfnisse der Verbraucher wirklich zu verstehen und die richtigen Dienstleistungen zu entwickeln, brauchen wir einen anderen Ansatz als traditionelle Prozesse der Produktentwicklung in der Automobilindustrie. Doch in naher Zukunft wird das Auto die Schnittstelle für Dienstleistungen sein, eingebettet in ein Ökosystem, um Mobilität zur richtigen Zeit für den richtigen Zweck als nahtlosen Teil des täglichen Lebens mit maximaler Individualisierung und Flexibilität zu ermöglichen.“
Stefan Brand, Senior Vice President bei SAP, betonte in seiner Keynote-Rede, dass SAP die Automobilindustrie bereits seit den 1990er Jahren als Technologiepartner unterstütze und sie bei der Digitalisierung auch weiter begleiten werde. Die Industrie stehe nun vor der digitalen Transformation, Hersteller entwickelten sich zu Mobilitätsdienstleistern. Dabei entstehe ein Ökosystem der Mobilität mit Partnern aus verschiedenen Branchen.