Volkswagen im Wandel: Mit eigener Software-Expertise und der Schlagkraft externer Partner will das Unternehmen den Aufbau seines Ökosystems beschleunigen. Damit wird sich das Auto zum zentralen Knotenpunkt im Internet der Dinge entwickeln.
„Wir haben eine klare Vision: Wir bleiben Hersteller vielfach überlegener Fahrzeuge. Aber künftig werden sich unsere Volkswagen zunehmend zu digitalen ´Devices´ auf Rädern entwickeln“, sagte Jürgen Stackmann, Vertriebsvorstand der Marke Volkswagen, vergangene Woche bei einer Pressekonferenz in der Berliner Konzernrepräsentanz. „Unsere Kunden werden Teil eines Ökosystems, das wir ´Volkswagen We´ nennen. Es ergänzt das Volkswagen-Erlebnis auf Rädern und holt die digitale Lebenswelt unserer Kunden ins Auto“, so Stackmann. Zudem wolle man durch offene Schnittstellen auch Dritte ermuntern, sich mit eigener Software am Entstehen einer starken Community zu beteiligen.
Software im Auto gewinnt an Bedeutung
Software und die damit verbundenen Dienste würden in Zukunft stärker zur Differenzierung des Autos beitragen, betonte Michael Jost, Leiter Strategie der Marke Volkswagen und Konzern Strategie Produkt. Jost: „Um diese Entwicklung zu meistern, müssen wir das Auto ein Stück weit neu erfinden.“
Dazu gehört unter anderem eine überarbeitete, deutlich einfachere IT-Architektur im Auto, die ab 2020 in der Elektroauto-Familie I.D. Premiere feiern wird. Diese IT-Architektur verzichtet auf verteilte Steuergeräte mit herstellerspezifischer Software, von denen sich heute bis zu 70 im Fahrzeug finden. Stattdessen wird die Fahrzeug-Intelligenz in wenigen Zentralrechnern mit einheitlicher Programmiersprache konzentriert. Die Software stammt künftig aus einer Hand: Der Kunde wird die Dienste auf Basis des neuen Automotive-Betriebssystems „vw.OS“ erleben. Jost: „Mit dieser Trennung von Hard- und Software schaffen wir die Voraussetzung für kontinuierliche Updates und Upgrades.“ Außerdem erklimme man damit eine wichtige Stufe auf dem Weg zum autonomen Fahren.
2020 wird zum Wendepunkt für die Marke Volkswagen
2020 wird damit zum Wendepunkt für die Marke Volkswagen. Während heute bereits rund 1,5 Millionen Fahrzeuge ohne Online-Verbindung dank der Nachrüstlösung „Volkswagen Connect“ ins Internet gelangen, vernetzt Volkswagen von da an seine gesamte Flotte. Jedes Jahr werden dann mehr als fünf neue Millionen Volkswagen Teil des Internets der Dinge.
Um das Ökosystem so offen und zugänglich wie möglich zu halten, hat Volkswagen sein Vertriebsmodell umgestellt. Die neuen Händlerverträge ermöglichen es Volkswagen zum ersten Mal, über den gesamten Auto-Lebenszyklus in direkten Kontakt mit seinen Kunden zu treten. So können die Kunden mit maßgeschneiderten Angeboten versorgt werden, ohne in die Werkstatt kommen zu müssen.
Aufbau einer konzernweiten Plattform
Rückgrat des Ökosystems wird die konzernweite „One Digital Platform“ (ODP). Sie basiert im Wesentlichen auf Cloud-Technologie und verknüpft Fahrzeug, Kunde und Services. Über die ODP erfolgt die Anbindung an die neue IT-Architektur des Fahrzeugs mit eigenen Diensten von Volkswagen oder externen Partnern, die in das Ökosystem von Volkswagen integriert werden.
„Volkswagen baut die ODP federführend für alle Konzernmarken auf. Zusätzlich setzen wir auf Unterstützung von außen. Entsprechende Partnerschaften werden wir in naher Zukunft bekanntgeben“, sagte Christoph Hartung, Leiter Digital & New Business / Mobility Services der Marke Volkswagen.
Digitalisierungsoffensive mit 3,5 Mrd. Euro bis 2025
Mit der Strategie „Transform 2025+“ hat die Marke den größten Veränderungsprozess ihrer Geschichte angestoßen. Bis 2025 will sie eine führende Rolle in der neuen Automobilindustrie einnehmen, innovative Mobilitätslösungen aufbauen und sich zum Weltmarktführer in der Elektromobilität entwickeln. Im Zentrum steht die Entwicklung vom Autobauer zum Mobilitätsanbieter mit vernetzter Fahrzeugflotte.
Rund 3,5 Mrd. Euro plant die Marke Volkswagen in dieser Zeit für ihre Digitalisierungsoffensive auszugeben und will mit digitalen Angeboten und Diensten Umsätze in Milliardenhöhe generieren.