Das 3D-Beobachtungssystem von ZF kann Fahrzeuginsassen und Objekte im Innenraum erkennen und die Insassen auf Vorder- und Rücksitzen klassifizieren (Quelle: ZF)
ZF entwickelt derzeit ein 3D-Beobachtungssystem für Fahrzeuginnenräume, das Fahrzeuginsassen dreidimensional erkennen und klassifizieren kann. Es bestimmt ihre Größe, Lage und Position und stellt fest, ob sie das Fahrzeug über das Lenkrad aktiv kontrollieren und ob sie die automatisierten Fahrfunktionen überwachen. All dies sind wesentliche Daten, um erweiterte Sicherheits- und automatisierte Fahrfunktionen zu unterstützen.
ZF ist bekannt als einer der weltweit führenden Hersteller von nach vorn gerichteten Kameras zur Objekt- und Umgebungserkennung. Seit über zehn Jahren entwickelt das Unternehmen auch Kameras für die Innenraumbeobachtung. Aufgrund des Trends zu erweiterter Sicherheit und automatisierten Fahrzeugen wächst das Interesse an Kameratechnologie für das Fahrzeuginnere. ZF entwickelt nun ein Kamerasystem für die dreidimensionale Beobachtung des Fahrzeuginnenraums, das eine breite Palette an potenziellen Anwendungen für Sicherheit, Komfort und automatisiertes Fahren unterstützt.
Paradebeispiel ist die Sensorik zur Positionsbestimmung der Insassen. Im Sitz installierte Sensoren werden bereits verwendet, um zu bestimmen, ob und mit welcher Kraft Airbag und Gurtstraffer eingesetzt werden sollten. Ein Beobachtungssystem für den Innenraum mit 3D-Kameras kann diese Information in Echtzeit um die Größe, Position und Haltung der Insassen ergänzen, einschließlich dem Erkennen abweichender Sitzpositionen wie beispielsweise der Liegeposition. All diese Informationen tragen dazu bei, das Energiemanagement vor oder während eines Aufpralls individuell auf die Insassen abzustimmen. Die 3D-Kamera kann zusätzliche Information liefern, ob ein Insasse oder Gegenstand sich in einer bestimmten Position befindet, und kann so bei der Entscheidung helfen, ob bei einem drohenden Aufprall des Fahrzeugs adaptive Sicherheitsfunktionen für Insassen eingesetzt werden müssen und wenn ja, welche. Die Kamera bietet eine Ergänzung zu bestehenden Gurtschlosssensoren und überprüft visuell, ob der Insasse korrekt angeschnallt ist. Falls das nicht der Fall ist, kann ein Hinweis ausgegeben werden oder das System ergreift andere Maßnahmen.
Insassensensorik kann auch äußert wertvoll sein, falls zum Beispiel kleine Kinder allein im Fahrzeug gelassen worden sein sollten und es dann zu Notfällen aufgrund extremer Temperaturen kommen sollte. Hier kann das Beobachtungssystem im Innenraum so kalibriert werden, dass es die Anwesenheit eines Kindes erkennt und Notfallmaßnahmen auslöst: zum Beispiel ein automatischer Anruf auf dem Mobiltelefon des Fahrzeuginhabers, das Absenken der Innenraumtemperatur durch Öffnen der elektrischen Fenster oder des Schiebedachs, ein Auslösen der Hupe und Warnblinkanlage, damit Umstehende Hilfe leisten können, oder ein Notruf an Rettungsdienste, damit sie bei der Rettung des Kindes helfen können.
Durch die zunehmende Ausstattung von Fahrzeugen mit automatisierten Funktionen können intelligent vernetzte Sensoren im Innenraum mit einem solchen System erkennen, ob sich die Hände des Fahrers am Lenkrad befinden und er das Fahrzeug aktiv steuert und ob er seinen Blick auf die Straße richtet und das Fahrzeug überwacht. Gleichzeitig können sie feststellen, ob die Sicherheitsgurte vorschriftsmäßig genutzt werden. Das System kann anzeigen, dass der Fahrer sich im automatisierten Modus befindet und eine Warnung auslösen, wenn eine potenzielle Notfallsituation erkannt wird.
„Die visuellen Daten aus dem Fahrzeuginneren können in vielerlei Hinsicht äußerst wertvoll sein“, sagt Norbert Kagerer, Entwicklungsleiter der ZF-Division Passive Sicherheitstechnik. „Die Entwicklung unseres 3D-Beobachtungssystems für den Innenraum führt zu verbesserter Sicherheit und erhöhtem Bedienkomfort. Darüber hinaus unterstützt es die Entwicklung hin zu automatisierten Fahrzeugen.“
Das Beobachtungssystem für den Innenraum wird voraussichtlich Ende 2021 serienreif sein.