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Elektroschlepper am Flughafen Hannover (Quelle: Ctrack Deutschland GmbH)

Der Flughafen Hannover importiert als erster nach Deutschland, was sich am Amsterdamer Drehkreuz Schiphol bereits bewährt hat: Die verknüpfte SaaS-Lösung der Internet-of-Things-Spezialisten Ctrack und Undagrid visualisiert Ortungsdaten des gesamten Ground Support Equipments auf einer Oberfläche –  natürlich in Echtzeit.

Für René Jeske genügt ein Blick auf sein Smartphone. Sofort weiß er, wo einer der beiden Airstarter verfügbar ist. „Auf einem so riesigen und unübersichtlichen Gelände spart zuverlässige Ortung immens viel Zeit“, begründet der Geräteservice-Leiter des größten Dienstleisters rund um die Flugzeugabfertigung am Flughafen Hannover, warum Echtzeit-Visualisierung für ihn unabdingbar ist. Er ergänzt: „Wenn ich hier erst suchen muss, bin ich eine halbe bis Dreiviertelstunde unterwegs. Nun gebe ich ein Kürzel ein und sehe, wo das Gerät steht.“

Das Ground Support Equipment (GSE) umfasst 166 motorisierte und nicht-motorisierte Einheiten. Bald 650 Mitarbeiter beschäftigt die Hannover Aviation Ground Services GmbH (AGS). Viele Mitarbeiter, die sich auf einer riesigen, unübersichtlichen Fläche frei bewegen, und wechselnde Spitzen kennzeichnen die Arbeit am Rollfeld. Im Frühjahr 2017 entschied sich die AGS für eine kombinierte Tracking-Lösung, die sich bereits am Amsterdamer Flughafen Schiphol bewährt hat: Ausschließlich batteriebetriebene GSETracker der Firma Undagrid lokalisieren nicht motorisierte Einheiten sowie Fahrzeuge mit fester Personen- und Schichtzuordnung. Bei Elektroschleppern, Treppen und Anhängern geht es ausschließlich darum, sie umgehend aufzuspüren. Das Telematiksystem Ctrack ortet hingegen die motorisierten Einheiten mit wechselnden Benutzern. Die multifunktionalen Hardwarekomponenten des weltweit führenden Software-as-a-Service (SaaS)-Anbieters für Flottenmanagement verarbeiten mehrere Fahrzeugsignale und lösen auch komplexe Aufgaben. Jeske stellt dadurch sicher, dass nur qualifizierte Fahrer am Steuer sitzen, steuert Laufzeiten und plant Wartungen. Durch die Analyse zurückgelegter Strecken hat er Prozesse optimiert, Anforderungsprofile für die Batteriekapazität elektrischer Pushback-Schlepper passend berechnet und Investitionen eingespart.

Daten fließen zusammen     

Eine Programmierschnittstelle (API) verknüpft Ctrack mit anderen Softwareanwendungen und erweitert so das Anwendungsspektrum. Bei AGS fließen darüber die Daten der Flottenmanagementsysteme Ctrack und GSEtrack in einer flughafenspezifischen Kartendarstellung mit Area-Bezeichnungen zusammen. Da beide webbasiert arbeiten, kann René Jeske von jedem Arbeitsplatz am Flughafen, auf seinem Tablet und dem Smartphone die Oberfläche öffnen und disponieren.

Mit der Kombination beider Cloud-Lösungen hat die AGS ihre Telematiknutzung ausgebaut. Trotz immenser Zeitersparnis und größerer Planungssicherheit durch zuverlässige Echtzeit-Ortung rangierte dieses Argument gar nur an dritter Stelle, als AGS vor zehn Jahren erstmals diese Technologie nutzen wollte. Den Ausschlag gab ein Unfall: Ein Mitarbeiter startete unbefugt einen Bus und streifte beim Einparken einen zweiten. Schaden: Eine Viertel Million Euro. Dies erforderte ein Berechtigungskonzept. Heute können die Fahrer nur starten, wenn Ctrack sie über ihren ID-Key als für dieses Gerät zugelassenen Benutzer erkennt. „Dies war der Hauptgrund für die Anschaffung“, betont Jeske, „schließlich müssen wir auch gestiegene Sicherheitsanforderungen seitens Behörden und Versicherungen einhalten.“  

Laufzeiten drastisch reduziert

Versprechungen, er könne mit solch einem System gleichzeitig eine Menge Geld sparen, wollte er anfangs nicht glauben. „Man hält die eigenen Abläufe ja schon für ziemlich optimal“, blickt der Fuhrparkmanager zurück. Doch die gesammelten Daten belehrten ihn schnell eines Besseren: Allein bei den Ground Power Units (GPU) reduziert Ctrack durch automatisch generierte E-Mails, die den Disponenten nach einer Stunde benachrichtigen, die Laufzeiten um 21 Prozent. „Bei jährlichen 20.000 Betriebsstunden in dieser Gruppe spart das fast 4.000 Stunden“, rechnet Jeske vor, „da die Einheiten zehn Liter Diesel pro Stunde verbrauchen, macht sich das schon richtig bemerkbar.“ Weniger Treibstoffverbrauch. Aber auch weniger Lärm- und Schadstoffausstoß. „Der Umweltaspekt wird bei uns ganz groß geschrieben“, betont der Flottenchef. Außerdem fallen Wartungen später an, die Lebensdauer der Geräte steigt.

All diese Effekte greifen nicht nur bei den Stromerzeugern, die Flugzeuge nach der Landung versorgen, sondern auch in anderen Fahrzeuggruppen: Bei 16 Förderbändern, acht Pushbacks, acht Bussen und 15 Dieselfrachtschleppern alarmiert Ctrack ebenfalls den Geräteservice, sobald sie länger als eine Stunde in Betrieb sind. Ohne intelligentes Flottenmanagementsystem würden Vorwärmen im Winter und das Vergessen, eine Maschine nach dem Einsatz wieder abzustellen, erheblich mehr Betriebsstunden verursachen. „Je nach Gruppe sparen wir 18 bis 25 Prozent“, resümiert Jeske.

Anhand  der Daten analysierte der Fuhrparkleiter, dass zwölf der 21 GPUs für den Betrieb mit wechselnden Spitzen eigentlich ausreichen müssten. Er zog neun Einheiten aus dem Verkehr. Und tatsächlich: Seine Prognose bestätigte sich. „Die nächsten Jahre brauche ich keine neuen Geräte anzuschaffen“, freut sich Jeske über eingesparte Investitionen. 

Prozesse optimiert

Anhand der Auswertung zurückgelegter Strecken prognostizierte Jeske richtig, welche Batteriekapazitäten neue, elektrische Flugzeugschlepper benötigen würden. Auch die Einsatzplanung optimierte er durch die gewonnene Transparenz. Beispielsweise müssen Pushbackfahrer kaum noch zwischen den Terminals hin- und herwechseln, um die Flugzeuge auf das Rollfeld zu schieben. „Mit kleinen Steuerungsmaßnahmen konnten wir erreichen, dass ein Gerät fest am Terminal bleibt“, erläutert der Fuhrparkleiter, „solch komprimierte Abfertigung hat die Wegzeiten enorm verkürzt.“

Die aktuellen Laufzeiten stets vor Augen, steuert Jeske die Einsätze der Fahrzeuge nun gezielter. Zum Jahresende sind alle etwa gleich viel gelaufen. „Wenn wir im Winter nicht mehr alle Pushback-Schlepper auf dem Rollfeld benötigen, ziehe ich die Lieblingsgeräte mit den meisten Stunden raus“, berichtet der Flottenmanager, „stoße ich hingegen einen im nächsten Jahr ab, lasse ich diesen länger laufen.“ Wartungen und Sachkundeprüfungen, das Pendant zum TÜV für Geräte auf dem Rollfeld, kündigt Ctrack rechtzeitig per E-Mail an, so dass der Wartungsprozess ausgelöst wird. Die AGS nutzt zudem Geofencing. Das Telematiksystem warnt, wenn Geräte bestimmte Areas wie das Vorfeld oder auch den gesamten Campusbereich verlassen. „Wenn ein Bus zur externen Werkstatt fährt, ist das O.K.. Verließe aber ein Dieselschlepper das Gelände, wäre das alarmierend“, erläutert Jeske die Funktion.

Innerhalb von Ctrack Online regeln Benutzerrollen mit unterschiedlichen Berechtigungsprofilen, wer auf welche Anwendungen zugreifen darf. „Das ist absolut wichtig und sinnvoll“, wertschätzt der Geräteservice-Leiter, wie die Anonymität der Mitarbeiter hinter den Daten gewahrt bleibt. Nur zwei Leute dürfen überhaupt sehen, wer hinter den Schlüsselnummern der ID-Keys steckt. Wann sie dazu berechtigt sind, bestimmt ein Regelwerk. Nach einem guten Jahr im Einsatz bilanziert René Jeske: „Für uns ist diese Kombination aus ausschließlichen Trackern und intelligentem Fuhrparkmanagementsystem die perfekte Lösung. Sie läuft stabil bei einem fairen Preis-/Leistungsverhältnis.“ 

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