Home > Mobilität > Digital Auto Report 2017: Exponentielles Wachstum neuer Mobilitätsdienste schafft bis 2030 Marktvolumen von über 2 Billionen Euro weltweit

(Quelle: pixabay/12019)

Die 2017 vorgestellten Automodelle zeigen deutlich, dass die Hersteller ihren Fokus endgültig auf autonome, vernetzte und elektrische Autos ausrichten. Schon 2025 werden Schätzungen zufolge 58% aller neu gekauften Autos in Europa, den USA und China elektrisch oder hybrid angetrieben sein. Bereits heute gelten dort über 85% aller Neuwagen als vernetzt, 2025 werden allein auf den Straßen Europas, der USA und Chinas über 470 Millionen vernetzte Fahrzeuge unterwegs sein. Die ersten "Roboterautos" (serienreife autonom fahrende Fahrzeuge) werden ab 2023 (Level 4) bzw. 2028 (Level 5) erwartet und bis 2030 sollen rund 80 Millionen davon in den genannten Regionen Teil des Straßenverkehrs sein - dies sind einige der zentralen Ergebnisse des "Digital Auto Reports 2017" von Strategy&, PwCs Strategieberatungsteam. Die Zukunft gehört der "Shared Mobility": Durch die vernetzten und autonom fahrenden Autos entsteht die sogenannte Roboconomy mit Mobilitätsangeboten und damit verbundenen autobezogenen digitalen Diensten. Für diese werden Kunden 2030 jährlich weltweit rund 2,2 Billionen Euro ausgeben.

"Connected Cars gehören bereits heute zum Straßenbild und elektrische sowie autonome Fahrzeuge stehen nur noch wenige Jahre vor ihrem endgültigen Durchbruch. Wir gehen davon aus, dass Elektroautos mit Blick auf die Gesamtkosten, bestehend aus Wertverlust, Treibstoff, Wartung, Steuern und Versicherung, zwischen 2025 und 2030 günstiger werden als Verbrenner-Modelle. Insbesondere aus dem Spannungsfeld von 'connected' und 'autonom' entwickelt sich in den kommenden Jahren für die gesamte Automobilbranche in Form digitaler Mobilitätsservices ein riesiger neuer Wirtschaftszweig", kommentiert Richard Viereckl, Managing Director bei Strategy& und Koautor der Studie.

Der Übergang zu "Mobility as a Service" beeinflusst mittelfristig sowohl die Wertschöpfungskette der Automobilbranche als auch das Mobilitätsverhalten der Kunden. Bis 2030 werden knapp 20% des Profit-Potenzials im Mobilitätsmarkt von "Mobility as a Service"-Dienstleistungen besetzt sein, was den Margendruck im Segment der klassischen Autoproduktion weiter erhöht. In Zukunft werden nur noch knapp 50% der Branchen-Wertschöpfung in der Autoproduktion bzw. im Autoverkauf erbracht werden - heute sind es noch rund 85%. Der restliche Anteil wird sich in den Bereichen "Flottenmanagement" und "Digitale Services" abspielen. Bis 2030 werden auf Europas Straßen bereits 36% aller gefahrenen Kilometer in geteilten und 42% in autonom fahrenden Autos zurückgelegt werden. Mit einem Anteil von 16% im eigenen autonomen Fahrzeug zurückgelegte Kilometer im Jahr 2030 haben die Europäer im internationalen Vergleich das größte Interesse daran, autonome Fahrzeuge privat zu besitzen (USA: 11%; China: 10%). Weil straßenbasierte Mobilität in der Zukunft leichter verfügbar und bequemer wird, wird die Zahl der gefahrenen Kilometer in den genannten Weltregionen im Vergleich zu 2017 bis 2030 um 23% steigen, doch gleichzeitig muss ein Durchschnittshaushalt rund 10% weniger für Mobilität ausgeben. Durch den raschen Aufbau von autonomen Auto-Flotten werden die Autohersteller zwischenzeitlich bis zu 28% mehr Neuwagen als aktuell verkaufen. Langfristig werden durch die geteilte Nutzung im Vergleich zu heute aber 25% weniger Autos auf den Straßen Europas und der USA sowie in anderen ausgewachsenen Märkten unterwegs sein.

Das Marktvolumen der geteilten Mobilität soll in Europa, den USA und China allein zwischen 2017 und 2030 jährlich um 24% auf 1,3 Milliarden Euro ansteigen. Bis 2030 werden ca. 33% aller Neufahrzeuge für geteilte Mobilität eingesetzt werden. "Der Übergang zu shared bzw. autonomen Flotten bedeutet einen massiven Umbruch für die Autobranche. Die Fahrzeuge werden zukünftig wesentlich intensiver genutzt, als das bei privaten Pkws aktuell der Fall ist. Durch den schnellen Wertverlust verlieren Geschäftszweige wie der Gebrauchtwagenhandel an Relevanz und die Hersteller werden auch verstärkt in regelmäßige Wartungsarbeiten an den Flotten eingebunden sein. Der Wettbewerb ist in Zukunft ein anderer: Über das Flottenmanagement, regional unterschiedliche Verkehrsregulierungen und Infrastruktur wird Mobilität zum lokalen Geschäft. Wir erwarten einen harten Wettbewerb auf Städte-Ebene mit signifikant niedrigeren Margen für die einzelnen Marktteilnehmer. Globale Marktführer oder die starke Dominanz eines einzelnen Mobilitätsmodells wird es angesichts der vielseitigen Mobilitätsbedürfnisse nicht geben", erläutert Alex Koster, Managing Director bei Strategy& und Koautor der Studie. Mittelfristig führt die starke Nachfrage nach autonomen Flotten auch zu einer Annäherung und parallelen Wettbewerbssituation von E-Commerce-Playern, Logistikunternehmen und Flottenbetreibern.

Mit Blick auf ihre zukünftige Rolle in der "Roboconomy" müssen sich Autohersteller entscheiden, ob sie Infrastruktur-Betreiber mit einem eigenen Endkundendienst sein möchten, eine Vermittlerrolle zwischen den Mobilitätsanbietern und den Endkunden einnehmen oder ob sie sich auf die heutigen Kernkompetenzen der Fahrzeugentwicklung und der Integrationsleistung eines Zulieferernetzwerks zurückziehen. Marktpotenziale bieten sich zum Beispiel über die Erweiterung der Funktionen oder die Verbesserung der Autos über digitale Technologien, die Herstellungs- oder Wartungskosten senken und den Customer Lifetime Value erhöhen. Langfristig wird es für die erfolgreichen Marktteilnehmer aber auch darum gehen, sich über die einzelnen Kategorien hinwegzusetzen und sich zu einem übergeordneten Hub für Dienste und E-Commerce zu entwickeln.

"Die Aktionäre erwarten eine klare Strategie, wie die Autohersteller die Transformation vom aktuellen Hybrid-Status in klar unterteilte Mobilitäts-Geschäftsbereiche angehen. Durch den künftig viel häufigeren und direkteren Kundenkontakt braucht die Autobranche nicht zuletzt im Bereich der Forschung eine wesentlich kundenzentriertere Herangehensweise und muss für die Entwicklung digitaler Dienste auf strategische Partnerschaften mit Technologieunternehmen setzen", schließt Alex Koster.

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