Unter Mitwirkung von acatech Präsident Henning Kagermann und weiteren acatech Mitgliedern hat die Ethikkommission „Automatisiertes und vernetztes Fahren“ 20 Leitlinien für den Einsatz automatisierter und vernetzter Fahrzeuge im Straßenverkehr entwickelt. Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt und Udo di Fabio, ehemaliger Bundesverfassungsrichter und Leiter der Ethikkommission, stellten heute den Abschlussbericht der Kommission im Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur in Berlin vor.
Fahrerassistenzsysteme nehmen Fahrern von Autos und LKWs schon heute mehr und mehr Aufgaben ab. In absehbarer Zeit werden hochautomatisierte Fahrzeuge in Serienreife verfügbar sein, die ohne menschliches Eingreifen fahren, lenken und bremsen können. Vor diesem Hintergrund hat die Ethikkommission „Automatisiertes und vernetztes Fahren“ 20 Leitlinien entwickelt. Die Leitlinien definieren Bedingungen für die Zulassung automatisierter und vernetzter Fahrzeuge im Straßenverkehr. In ihrem Abschlussbericht greift die Kommission neben ethischen Fragen wie Entscheidungen intelligenter Fahrzeuge in Risiko- und Gefahrensituationen im Verkehr auch Aspekte des Datenschutzes und des Rechts auf. Grundlegend für die Einführung von automatisierten Fahrzeugen vor allen anderen Erwägungen muss laut Kommission der Schutz des Menschen sein. Die Zulassung automatisierter Systeme im Straßenverkehr sei grundsätzlich nur dann vertretbar, wenn diese im Vergleich zu menschlichen Fahrleistungen zuverlässig sicherer seien – wenn also verlässlich von einer Verringerung von Personenschäden auszugehen sei.
Das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) berief im Oktober vergangenen Jahres die Ethikkommission „Automatisiertes und vernetztes Fahren“ unter Leitung des ehemaligen Bundesverfassungsrichters Udo di Fabio. In der Kommission wirkten Vertreter der Philosophie, Rechts- und Sozialwissenschaften sowie Expertinnen und Experten aus den Bereichen der Technikfolgenabschätzung, der Softwareentwicklung oder der Automobilbranche mit. acatech Präsident Henning Kagermann leitete die Arbeitsgruppe „Verantwortungsreichweite von Software und Infrastruktur“. Auch die acatech Mitglieder Manfred Broy, Gründungspräsident des Zentrums Digitalisierung.Bayern, und Armin Grunwald, Leiter des Instituts für Technikfolgenabschätzung und Systemanalyse in Karlsruhe, gehörten der Kommission an.
acatech befasst sich im Rahmen des Projekts „Neue autoMobilität“ bereits seit 2015 mit dem automatisierten und vernetzten Fahren. Im Rahmen der STUDIE „Neue autoMobilität – Automatisierter Straßenverkehr der Zukunft“ präsentiert die interdisziplinäre Projektgruppe mögliche Anwendungsfälle und zeigt den individuellen Nutzen des automatisierten und vernetzten Fahrens in Hinblick auf Verkehrssicherheit, Lebensqualität oder soziale Teilhabe auf. Anhand von Roadmaps werden der Handlungsbedarf aufgezeigt und entsprechende Schlussfolgerungen formuliert, um Automatisierung und Vernetzung im Sinne einer ganzheitlichen Mobilitätswende zu ermöglichen.