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ETCS-geführter ICE-Zug zwischen Erfurt und Halle/Leipzig im Bibratunnel (Quelle: Deutsche Bahn)

Das Schienennetz in Deutschland sollte nach dem Ergebnis einer vom BMVI in Auftrag gegebenen Studie digitalisiert werden. Dadurch könnte ein Kapazitätszugewinn von bis zu 20 Prozent im Personen- und Güterverkehr erreicht werden. Damit würden die Voraussetzungen geschaffen, um das wachsende Verkehrsaufkommen in Deutschland aufnehmen zu können. 

Mit dem Programm „Digitale Schiene Deutschland“ will der gesamte Bahnsektor die flächendeckende Einführung von neuer Leit- und Sicherungstechnik (ETCS) und digitalen Stellwerken im 33.000 Kilometer umfassenden Eisenbahnnetz vorantreiben. Entsprechende Vorschläge haben heute auf der Innotrans in Berlin hochrangige Vertreter des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI), der Verbände des Eisenbahnsektors und der Deutschen Bahn vorgestellt.

Die heute präsentierte Machbarkeitsstudie zur Digitalisierung der Eisenbahn kommt zu dem Ergebnis, dass die Ausrüstung des deutschen Schienennetzes mit der europäischen Leit- und Sicherungstechnik ETCS neuester Generation mit gleichzeitiger Einführung digitaler Stellwerkstechnologie sinnvoll ist und kurzfristig gestartet werden sollte. Das Gutachten zeigt einen klaren Plan für die Einführung auf. Die Vorschläge umfassen ein technisches Zielbild, eine mit der Branche abgestimmte Rolloutstrategie über die Netzbezirke, ein Finanzierungskonzept, Darstellung der nötigen Ressourcen und eine Struktur für die Koordinierung.

Aus den Effekten, so die Studie, ergibt sich ein positiver volkswirtschaftlicher Gesamtnutzen:

  • Erhöhung der Zuverlässigkeit – neue Technik und Systeme für Qualität und Pünktlichkeit
  • Erhöhung der Kapazität auf der Schiene – Aufnahme des Verkehrswachstums und Möglichkeit zu Verlagerung von Verkehr von der Straße
  • Erhöhung der Energieeffizienz und verringerte CO2-Emissionen – energiesparende Steuerung und Verlagerung auf die Schiene
  • Senkung der Betriebskosten – in Instandhaltung und Betrieb
  • Gewährleistung der Demografiefestigkeit – Bewältigung der alters- und fluktuationsbedingten Verringerung der Anzahl des Betriebspersonals
  • Grenzenloser Bahnverkehr – europäische Interoperabilität der Systeme

Staatssekretär Guido Beermann: „Die Machbarkeitsstudie zeigt, dass die bundesweite Einführung von ETCS und digitaler Stellwerke erhebliche Nutzeneffekte bieten wird. Wir wollen gemeinsam die Eisenbahn mit moderner digitaler Technik fit machen für die wachsenden Herausforderungen des Personen- und Güterverkehrs.“

Ronald Pofalla, Vorstand Infrastruktur der DB: „Mit der Digitalisierung stellen wir die Eisenbahn für das 21.Jahrhundert auf. Digitale Technologien sind zentraler Schlüssel für Kundenfreundlichkeit und Wettbewerbsfähigkeit des Sektors. Wir nutzen damit systematisch die einzigartigen Vorteile der Schiene und schaffen mehr Kapazität, bessere Qualität und höhere Effizienz.“

Susanne Henckel, Präsidentin der BAG-SPNV: „ETCS stellt ,die‘ Chance für mehr Kapazität auf bestehender Infrastruktur dar – diese dürfen wir uns nicht entgehen lassen. Jetzt müssen die Weichen für eine Finanzierung sowohl für die ortsfeste als auch die ,rollende‘ Infrastruktur gestellt werden.“

Stephan Krenz, Präsident mofair: „ETCS wird dem Verkehrsmittel Bahn den entscheidenden ,digitalen Schub‘ verleihen. Wir Verkehrsunternehmen freuen uns vor allem auf mehr Kapazität. Diese brauchen wir dringend, um unseren Fahrgästen attraktive Angebote machen zu können. Dabei darf aber die Verlagerung von streckenseitigen Signalen ins Fahrzeug – das macht ETCS – nicht zu unseren Lasten gehen. Infrastruktur bleibt Infrastruktur, und diese muss der Bund finanzieren.“

Jürgen Fenske, Präsident des Verbands Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV): „Die Digitalisierung des gesamten Eisenbahnverkehrs in Deutschland ist ein zentraler Baustein und Voraussetzung zur Erreichung der verkehrspolitischen Ziele der Bundesregierung nach dem Koalitionsvertrag. Nur mit der Digitalisierung lässt sich die deutliche Steigerung des Personen- und Güteraufkommens auf der Schiene erreichen. Digitalisierung des Eisenbahnnetzes ist eine herausragende Infrastrukturaufgabe des Bundes.“

Vorhaben mit großer Wirkung für 2020 bis 2025 empfohlen

Die Studie empfiehlt für den Einstieg im Zeitraum von 2020 bis 2025 drei konkrete Maßnahmenpakete, die sich rasch auf die Aufnahmefähigkeit der Strecken und auf die Qualität auswirken werden:

  • Ausrüstung des TEN-Korridors Skandinavien–Mittelmeer – Korridor Nord-/Ostsee—Mitteldeutschland—Bayern—Brenner-Nordzulauf
  • Ausrüstung der Kernnetzstrecken: Schnellfahrstrecke Köln—Rhein/Main; Dortmund—Bielefeld—Hannover und Magdeburg—Knappenrode
  • Metropolenprojekt S-Bahn Stuttgart 

Diese Maßnahmen umfassen laut Gutachter bis 2025 ein Investitionsvolumen von rund 1,7 Milliarden Euro bei der Infrastruktur.

Der Bund wird jetzt die Vorschläge prüfen und bewerten‎. Alle Beteiligten stimmen darin überein, dass die Digitalisierung für die Zukunftsfähigkeit der Eisenbahn eine entscheidende Rolle spielen wird.

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