Prof. Dr. Elmar Bräkling von der Hochschule Koblenz informierte Einkäufer der BME-Region Darmstadt über aktuelle Entwicklungen zu Industrie 4.0. (Quelle: Friedrich J. Graf/BME-Region Darmstadt)
Industrie 4.0 ist „in aller Munde“. Doch was bedeutet der Megatrend für den industriellen Einkauf in der Praxis?
Wie verändern sich zukünftig Fertigungs- und Lieferkonzepte und welche Bedeutung haben die Veränderungen für den Einkauf? Diesen Fragestellungen ging Prof. Dr. Elmar Bräkling von der Hochschule Koblenz im Rahmen einer Fachveranstaltung der BME-Region Darmstadt am 22. November 2017 auf den Grund.
In seiner Zusammenfassung der aktuellen Forschungsergebnisse veranschaulichte der Dozent, was Industrie 4.0 in der Praxis bedeutet, wer die Treiber dieser Entwicklung sind und wie sich die Wertschöpfungsstrukturen weiter verändern. Zudem diskutierte Bräkling, mit welcher Intensität und Geschwindigkeit sich daraus Anpassungen für den modernen Industrieeinkauf ergeben.
Im Zentrum der Diskussion stand die Frage, ob der Einkauf vor einer „Revolution“ steht oder sich in einer sukzessive voranschreitenden „Evolution“ befindet. Nach Bräklings Einschätzung handelt es sich bei Industrie 4.0 um einen evolutionären Prozess. Von besonderer Relevanz sei, welcher Branche das einkaufende Unternehmen zuzuordnen ist, da sich die einzelnen Industriesektoren aufgrund unterschiedlicher Kundenstrukturen und Zielgruppen signifikant unterscheiden würden. Die zentrale Frage sei in diesem Kontext, wie schnell Produkte und Dienstleistungen branchenspezifisch jeweils individualisiert sein müssten. Hier würde sich beispielsweise ein Hersteller von Hüftprothesen elementar von einem Zementhersteller unterscheiden.
Hinsichtlich der Kernfrage, ob der Einkauf zukünftig obsolet werde, positionierte sich Bräkling deutlich: „Der Einkauf wird sich zwar verändern, in den wesentlichen Sektoren bleibt die Beschaffung trotz der 4.0-Entwicklungen aber People Business“. Das Procurement würde sich von den starren Strukturen weg hin zu flexiblen Teamstrukturen verändern. Zukünftig würden insbesondere sogenannte „Tech-Heads“ und „Deal-Maker“ benötigt. Eine große Herausforderung stelle zudem insbesondere die IT-Sicherheit und Datensicherheit sowie die „Informations-Asymmetrie“ dar.