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Infografik 4, Unter dem Strich ist die Digitalisierung bislang kein Jobkiller (Quelle: Hans-Böckler-Stiftung)

Infografik 4, Unter dem Strich ist die Digitalisierung bislang kein Jobkiller (Quelle: Hans-Böckler-Stiftung)

Infografik 2, Arbeitsformen 4.0 (Quelle: Hans-Böckler-Stiftung)

Infografik 2, Arbeitsformen 4.0 (Quelle: Hans-Böckler-Stiftung)

Infografik 1, Arbeitsmittel 4.0 (Quelle: Hans-Böckler-Stiftung)

Infografik 1, Arbeitsmittel 4.0 (Quelle: Hans-Böckler-Stiftung)

Infografik 3, Überwachung 4.0 (Quelle: Hans-Böckler-Stiftung)

Infografik 3, Überwachung 4.0 (Quelle: Hans-Böckler-Stiftung)

Computertechnik und Roboter breiten sich in deutschen Unternehmen aus. Das hat die Arbeitswelt bisher noch nicht grundlegend verändert, dennoch konstatieren Beschäftigtenvertreter einige kritische Entwicklungen. Zudem werden neue Möglichkeiten, mit denen Arbeit und Familienleben leichter vereinbart werden könnten, in vielen Betrieben bislang nicht genutzt. Zu diesen Ergebnissen kommt eine neue Untersuchung des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung.*  

Wenn Roboter gefährliche, anstrengende, schmutzige Arbeiten übernehmen oder Programme nervenraubende Routinejobs erledigen, ist die Sache klar: Der technische Fortschritt ist für die Beschäftigten ein Gewinn. Solche Beispiele werden auf der Computermesse Cebit, die am Montag beginnt, sicher eine große Rolle spielen. Doch es gibt auch Schattenseiten, wie die WSI-Befragung von Betriebsräten offenbart. So gehört computergestützte Rationalisierung in den meisten Betrieben seit geraumer Zeit zum Alltag. „Sie ist eine Entwicklung, die Betriebsräte seit längerem beobachten und begleiten“, schreibt Dr. Elke Ahlers, die für ihre Studie die WSI-Betriebsrätebefragung 2016 ausgewertet hat. Sie ist repräsentativ für mitbestimmte Betriebe aus allen Branchen mit mehr als 20 Beschäftigten. Zwar hätten die wesentlichen von Arbeitnehmervertretern zu beackernden Problemfelder – Arbeitsverdichtung und zu wenig Personal – keineswegs immer mit der Digitalisierung zu tun, so Ahlers. Dennoch zeigten die Ergebnisse der Betriebsrätebefragung, dass neue Technologien die Arbeitsbedingungen und -organisation stark beeinflussen.

Digitaltechnik gibt es fast überall

Kaum eine Firma kommt ohne Computer aus: In 98 Prozent der Betriebe wird mit dem Internet gearbeitet, 88 Prozent setzen Diensthandys ein, 50 Prozent Tablets. 38 Prozent führen elektronische Personalakten, ein Drittel nutzt Social Media und ein Fünftel Roboter. Wobei Letztere nur in sechs Prozent der Fälle die menschliche Arbeit komplett ersetzen, in 14 Prozent der Betriebe aber als Unterstützung der Beschäftigten wahrgenommen werden (Infografik 1 dazu können Sie downloaden; Link unten). In beinahe jedem dritten Betrieb ist es „verbreitet“ oder „sehr verbreitet“, dass Arbeit durch Computer erfasst wird, rund 20 Prozent arbeiten mit computergesteuerten Zeit- oder Kennziffernvorgaben, ebenso viele haben virtuelle Dienstbesprechungen oder Videokonferenzen (Infografik 2). 

Durch Digitalisierung unter Druck

Gerade die Finanzdienstleistungen und Versicherungen erweisen sich der Betriebsrätebefragung zufolge „im Branchenvergleich als ein Verlierer der Digitalisierung“. Hier haben neue Computersysteme zwischen 2011 und 2016 in jedem dritten Betrieb Jobs gekostet. 87 Prozent der Betriebsräte von Banken und Versicherungen konstatieren eine Zunahme der Arbeitsintensität in den vergangenen Jahren. Das sind neun Prozentpunkte mehr als in der Gesamtwirtschaft, wo 78 Prozent eine Verdichtung konstatieren. Häufiger als in anderen Branchen sehen Arbeitnehmervertreter in der Finanzwirtschaft die gewachsenen Belastungen als unmittelbare Folge der Digitalisierung. Außerdem wird gerade im Arbeitsalltag von Bank- und Versicherungskaufleuten deutlich: Es ist nicht so, dass die Computer alles Stupide übernehmen und für die Menschen nur noch die interessanten Aufgaben übrig bleiben. In 61 Prozent der Betriebe ist der Anteil standardisierter Tätigkeiten sogar gestiegen. Im Durchschnitt aller Branchen hat immerhin noch ein Viertel der Betriebsräte diesen Eindruck.

Zudem verringert die fortschreitende digitale Kontrolle der Arbeit im Finanzsektor die Autonomie vieler Beschäftigter empfindlich. 54 Prozent der Betriebsräte in dieser Branche berichten von computergesteuerter Überwachung der einzelnen Arbeitsschritte – beispielsweise in Call-Centern. Im Durchschnitt aller Branchen sind es 32 Prozent (Infografik 3).

Vorläufige Jobbilanz eher positiv

Dennoch verweisen die befragten Betriebsräte nicht nur auf die schlechten Seiten der Digitalisierung. Während es nach Auskunft der Arbeitnehmervertreter in 16 Prozent aller Betriebe zu technologisch bedingtem Personalabbau kam, verzeichneten 36 Prozent einen Stellenzuwachs (Infografik 4). Lediglich bei Banken und Versicherungen sehen die befragten Betriebsräte unter dem Strich ein deutliches Minus. Allerdings ist laut WSI-Forscherin Ahlers unklar, ob diese Veränderungen wirklich nur der Digitalisierung zuzuschreiben sind oder auch konjunkturelle Faktoren hineinspielen, die sich in verschiedenen Branchen unterschiedlich auswirken. In 36 Prozent der Betriebe führte der technische Fortschritt zu Versetzungen von Beschäftigten und in 19 Prozent zur Auslagerung von Aufgaben.

Vereinbarkeit bleibt ein Problem, Potenziale wenig genutzt

Eines der Versprechen digitaler Zukunftsvisionen lautet: Dank mobiler Arbeit können Beschäftigte Arbeit und Privatleben zeitlich nach ihren individuellen Bedürfnissen und familiären Verpflichtungen gestalten. Doch die betriebliche Realität sieht anders aus, wie die Betriebsrätebefragung zeigt: Homeoffice ist nur in 13 Prozent der Betriebe verbreitet. Und gerade einmal 15 Prozent der Betriebsräte berichten von einer infolge der Digitalisierung „gestiegenen Vereinbarkeit von Privatleben und Beruf“.

Betriebsräte setzen Regeln für Gesundheits- und Datenschutz

Die Befragungsergebnisse machen deutlich, so Ahlers, „dass die Arbeitszeit als solche in Zeiten der digitalen Vernetzung und ständigen Erreichbarkeit zu entgleisen droht“. Die Betriebsräte können diesen Entwicklungen durchaus etwas entgegensetzen. Durch Betriebsvereinbarungen zur Arbeitszeit, zum Gesundheitsschutz oder zum Datenschutz versuchen sie, der neuen Probleme Herr zu werden. So gibt es etwa in jedem zweiten Betrieb, in dem die Arbeit mit computergesteuerten Zeit- oder Kennziffervorgaben verbreitet ist, Regelungen zur Begrenzung von Verhaltens- und Leistungskontrollen. 64 beziehungsweise 54 Prozent haben Regelungen zur Nutzung von Internet und E-Mail getroffen, Großbetriebe häufiger als kleine.

Allerdings ist es keine leichte Aufgabe, die Digitalisierung im Sinne der Beschäftigten mitzugestalten. In einem Drittel der Betriebe kommt es regelmäßig vor, dass der Arbeitgeber die Beteiligungsrechte des Betriebsrats bei der Einführung neuer Technik missachtet. Zudem brauchen Betriebsräte Ahlers zufolge mehr Fachexpertise. Eine Herausforderung ist außerdem das hohe Innovationstempo im IT-Bereich: Kaum ist eine Betriebsvereinbarung durchgesetzt, sind schon wieder neue Programme und Geräte mit potenziell problematischen Eigenschaften im Einsatz. 

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