Versicherungsunternehmen stehen im Rahmen der digitalen Transformation einer Vielzahl von Herausforderungen gegenüber - so auch im Schadenmanagement. Um individuell auf veränderte Kundenbedürfnisse eingehen zu können und vor allem wettbewerbsfähig zu bleiben, sind strategische Ansätze und Visionen zu zukünftigen Geschäftsmodellen sowie auch innovative Lösungen essenziell. Dazu zählen die Nutzung IoT-basierter Daten sowie der Einsatz von Analytics und digitaler Kollaborationsplattformen.
Das sieht auch die Mehrheit der Versicherer so (91 Prozent) und bewertet die Notwendigkeit digitaler Lösungen als hoch bis sehr hoch. Das ist ein Ergebnis einer aktuellen Studie der Management- und Technologieberatung BearingPoint, für die 72 Kompositversicherer im deutschsprachigen Raum zum derzeitigen Stand der Digitalisierung im Schadenbereich befragt wurden.
Zunehmende Kommunikation zwischen Maschinen
Vor allem das Internet of Things (IoT) wird nach Meinung von 86 Prozent der befragten Versicherer das Schadenmanagement grundlegend verändern. Vernetzte Objekte ermöglichen zum Beispiel die Echtzeit-Übertragung von Daten zwischen den mobilen Endgeräten der Versicherten und den Versicherern. "Trotz der vielen Einsatzmöglichkeiten im Schadenmanagement bietet bislang allerdings nur ein kleiner Teil der befragten Versicherungen IoT-basierte Produkte an. Durch die Vernetzung und branchenübergreifende Nutzung der Daten könnten bestehende Strukturen in der Regulierung zugunsten einer effektiveren Schadensteuerung aufgebrochen werden", sagt Giovanni Zucchelli, Partner im Bereich Digital & Strategy bei BearingPoint. Eine Herausforderung in Bezug auf IoT bleibt der Umgang mit Datennutzung und Datenschutzrechten.
Steigende Relevanz digitaler Ökosysteme
Ein weiterer digitaler Treiber im Schadenmanagement ist die Vernetzung der involvierten Parteien über digitale Ökosysteme. Die Relevanz zur Interaktion von Versicherern, Dienstleistern und Versicherten über digitale Plattformen bewerten 91 Prozent der Befragten als hoch bis sehr hoch. Die Studie zeigt allerdings deutlich, dass Plattformen im Schadenmanagement bisher selten genutzt werden.
Analytics gewinnt an Fahrt
Versicherer verfügen über große Mengen an strukturierten und unstrukturierten Daten, die sie mittels analytischer Methoden zur Optimierung der Schadenprozesse einsetzen können. "Analytics zeigt Abhängigkeiten zwischen Daten auf, sodass wesentliche Geschäftsregeln für das Schadenmanagement gewonnen werden können", so Zucchelli weiter. Obwohl dieser Bereich viel Potenzial bietet, findet der Einsatz von Analytics in Versicherungsunternehmen bisher nur sehr eingeschränkt statt. Während immerhin 46 Prozent der Befragten analytische Methoden zur Betrugserkennung einsetzen, sind es in Bereichen wie der Schadenanlage, Regulierung und Deckungsprüfung bisher nur etwa 20 bis 30 Prozent. Dennoch haben die Versicherer das Potenzial von Analytics erkannt und 96 Prozent versprechen sich dadurch einen klaren Wettbewerbsvorteil für ihr Unternehmen.
Handlungsfelder und Herausforderungen der digitalen Transformation
Aus der Studie geht hervor, dass sich Analytics, Plattformen und das Internet of Things zu den wichtigsten digitalen Treibern zur Reduktion von Bearbeitungskosten und Schadenaufwänden sowie zur Steigerung der Kundenzufriedenheit entwickeln werden. Daraus ergeben sich die folgenden zentralen Handlungsempfehlungen:
- Einsatz von IoT: Aufbereitung und Nutzung IoT-basierter Daten zur Schadenprävention und in der Schadenbearbeitung
- Interaktion über Plattformen: Aufbau eines digitalen Ökosystems zur medienbruchfreien Zusammenarbeit der am Schadenprozess beteiligten Akteure
- Nutzung von Analytics: Ableitung von Geschäftsregeln zur Steuerung von Schäden mit erhöhter Wahrscheinlichkeit zu Betrug, Regress und Überzahlung
Die aktuellen Entwicklungen und Handlungsfelder stellen Versicherer vor große Herausforderungen. So sehen 70 Prozent die hohen Investitionen in die Unternehmens-IT als größtes Hindernis. Zudem ist für die Hälfte der Befragten die Qualifizierung des Personals in der IT und den Fachabteilungen ein kritischer Erfolgsfaktor.