(Quelle: pixabay/Hans)
Die zunehmende digitale Transformation hat enorme Auswirkungen für die berufliche Bildung und die Zukunftsfähigkeit Deutschlands. Die Wirtschaft steht vor großen Herausforderungen. Erhebliche Investitionen werden erforderlich, um die anerkannt hohe Qualität des Erfolgsmodells "Duale Berufsausbildung" zu erhalten und weiter zu entwickeln.
Der Didacta Verband als Interessensverband der deutschen Bildungswirtschaft für lebenslanges Lernen beschäftigt sich intensiv mit Themen und Fragestellungen der beruflichen Aus und Weiterbildung. In einem Positionspapier richtet er Empfehlungen und Forderungen an die Verantwortlichen in Politik und Verwaltung auf kommunaler, Länder- und Bundesebene.
Die Positionen des Didacta Verbandes der Bildungswirtschaft:
Raum für Digitalisierung in Rahmenlehrplänen und Ausbildungsordnungen schaffen
Berufe werden sich evolutionär ändern, teilweise wegfallen oder neue entstehen. Die bisherigen Berufsbilder decken zwar weitgehend die Anforderungen der Digitalisierung ab, werden aber der Vernetzung von IT, Produktions und Geschäftsprozessen nicht hinreichend gerecht. Daher müssen neue Kompetenzen in der beruflichen Aus und Weiterbildung vermittelt werden, um mit den Auswirkungen dieser Vernetzung Schritt zu halten.
Digitale Kompetenzen in allen Fächern und Berufsbildern fördern
Die Kultusministerkonferenz hat mit ihrer Strategie "Bildung in der digitalen Welt" die Vermittlung digitaler Kompetenzen in das Zentrum gerückt. Digitale Kompetenzen sollen künftig in allen Fächern gelehrt werden. Wir fordern die schnelle und unmittelbare Umsetzung des Beschlusses für alle Fächer der allgemein und berufsbildenden Schulen.
Lernortkooperation stärken
Digitalisierung schafft die Chance, die Lernorte Betrieb, Berufsschule und überbetriebliches Bildungszentrum enger miteinander zu vernetzen. Hierzu müssen digitale Netze ausgebaut und insbesondere die schulische Infrastruktur verbessert werden. Alle Lernorte müssen Zugriff auf Lehr und Lernsysteme bekommen. Entscheidende Faktoren sind neben der Infrastruktur Inhalte, die interaktiv, adaptiv, aktuell, multimedial und multilingual sind.
Entwicklung digitaler Inhalte forcieren
Mit der Digitalisierung entstehen vielfältige Chancen, die Methodik und Didaktik des Lehrens und Lernens innovativ zu erneuern. Qualitativ hochwertige Lehr und Lernmedien sind in der Erstellung und Pflege sehr aufwändig und setzen fundierte Qualitätssicherungs und Zulassungsprozesse voraus. Die Kultusministerien müssen daher im Rahmen der Lehrmittelfreiheit digitale Inhalte dem Schulbuch gleichstellen. Alle Schüler und Auszubildenden müssen alternativ zum gedruckten Buch digitale Inhalte nutzen können.
Qualifizierung der Lehrer und Ausbilder anpassen
Wesentliche Voraussetzung für die Vermittlung digitaler Kompetenzen ist die Qualifikation der Lehrkräfte und Ausbilder. Wir setzen uns dafür ein, dass in den Betrieben Angebote zur Weiterbildung von Ausbildern flächendeckend geschaffen werden. Wir fordern, die Ausund Fortbildung von Lehrern umfassend weiterzuentwickeln. Der Umgang, die Reflexion und der Einsatz digitaler Medien, eine angepasste Methodik /Didaktik gehören in alle Phasen der Lehrerausbildung. Der schnelle Wandel der Arbeitswelt verlangt, dass die kontinuierliche Weiterbildung für Lehrkräfte künftig verpflichtend werden muss.
Zum pädagogischen Auftrag zurückkehren
Die Bereiche ITManagement, Schulverwaltung oder die Entwicklung von Inhalten sind keine pädagogischen Aufgaben. Wir fordern die Kultusministerien auf, die Berufsschulen personell, organisatorisch und strukturell so auszustatten, dass sich die Lehrer wieder auf ihre pädagogischen Kernaufgaben konzentrieren können.
Gleiche Bedingungen an allen Berufsschulen sicherstellen
Das Ausstattungsniveau an den Berufsschulen ist sehr unterschiedlich und abhängig von den finanziellen Möglichkeiten der Schulträger. Für den von der Bundesregierung angestoßenen DigitalPakt#D als nationales Ausstattungsprogramm zur Schaffung von mehr Bildungsgerechtigkeit und Chancengleichheit muss dringend die Finanzierung sichergestellt werden. Da dies nur eine erste Initiative sein kann, fordern wir hier ein dauerhaftes Engagement des Bundes.
Berufsorientierung und -vorbereitung verbessern
In den allgemeinbildenden Schulen müssen die Grundlagen für die spätere berufliche Tätigkeit gelegt werden. Die Vernetzung zwischen Schulen und lokaler Wirtschaft muss weiter intensiviert werden. Eine Stärkung der MINTFächer ist vor dem Hintergrund von Wirtschaft 4.0 und Digitalisierung dringend geboten. Außerdem ist eine stärkere Verankerung der Berufsorientierung und Berufswahl in den Schulen, auch in den Gymnasien, zwingend erforderlich.
Datenschutz vereinfachen
Die aktuellen Datenschutzbestimmungen der einzelnen Bundesländer sind nicht mehr zeitgemäß und für Schulen nicht praktikabel. Unklarheit und Unsicherheit sind die Folge. Wir fordern eindeutige und transparente Bestimmungen, um Lehrkräften und Lernenden ausreichenden Datenschutz und die einfache Nutzung von digitalen Angeboten und Diensten zu ermöglichen. Datenschutz muss zentral geregelt werden, um für den Lehrer und seine Schüler Rechtssicherheit zu gewährleisten.